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Interview Arnd Zeigler

Arnd Zeigler oder Das Finale gewannen wir an meinem 9. Geburtstag.

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Er moderiert frei von der Leber weg. Er spricht das aus, was wir Fussballfans hören wollen.

Er ist sich für keinen Kalauer zu schade. Und sein Herz gehört dem SV Werder Bremen.

Ohne jeden Zweifel macht es großen Spass Arnd Zeigler zuzuschauen und insgeheim wünscht man sich einen Fussballfreund wie ihn.

Dein erster Stadionbesuch?

„7. Februar 1976. Werder Bremen – Bayern München. Endete 0:0, war aus heutiger Sichtvermutlich eher langweilig, aber ich war von einem Tag auf den anderen infiziert. Es war ein schweinekalter Wintersamstag, meine Eintrittskarte kostete 2,50 DM und ich fand es vor allem toll, Fußball endlich mal in Farbe zu sehen, weil wir zu der Zeit zuhause noch ein Schwarzweißgerät hatten.“

Deine erste Niederlage?

„Privat, beruflich oder mit Werder?  Ich wurde Werder-Fan zu einer Zeit, als der Verein grundsätzlich immer gegen den Abstieg spielte und sehr häufig verlor. Ich glaube, so richtig gepackt wurde ich von meiner Werder-Leidenschaft im Sommer 1977. Ab da litt ich mit, fuhr noch nicht immer, aber sehr oft zu den Spielen (ich wohnte damals noch außerhalb Bremens) und war dem Verein verfallen. Der verlor dann aber gleich das Auftaktspiel der neuen Saison beim gerade aufgestiegenen FC St.Pauli mit 1:3. Das war somit meine erste Niederlage. Unser Tor schoss Per Röntved.“

„Wo warst du 1990 beim Finale?“

Habe ich mit ein paar Leuten bei einem damaligen Kollegen und späteren guten Freund geguckt, der heute ein erfolgreicher Roman-Autor ist: Hallo, David Safier!

„1986?“

Da habe ich gerade Zivildienst gemacht und hatte eine Freundin, die ich zu der Zeit erstaunlicherweise spannender fand als Fußball. So eine Phase hat man ja auch als Fußballfan mal kurz, wenn man heranwächst. Und ich weiß, dass ich an dem Tag bei ihr war und dieses Finale nur mit einem Auge verfolgt habe. Klingt aus heutiger Sicht völlig seltsam, war aber so.

„1982?“

Zuhause bei Mama und Papa im Wohnzimmer.

„Deine schönste Weltmeisterschaft?“

1974 vielleicht. Das Finale gewannen wir an meinem 9. Geburtstag. Für Mexico 1970 war ich noch zu jung, aber in der Nachbetrachtung fasziniert mich diese WM zusammen mit England 1966 am meisten.

„Der Namen Kutzop verbindest du mit?“

Mit DEM Elfmeter 1986 natürlich. Ich war im Stadion und hätte den ersten Meistertitel meines Lebens feiern können. Aber daraus wurde dann ja nichts. Sehr traumatisch war das damals, mehr noch aber für Michael Kutzop. Es war der einzige verschossene Elfer seiner gesamten Bundesligakarriere. Ich habe mir das Spiel irgendwann nochmal ganz angeguckt und dann erst erfasst, wie nervenzerfetzend auch der Rest des Spiels war, das immer auf diesen einen Elfmeter reduziert wird. Danach habe ich mich manchmal dabei ertappt, dass ich fast froh war, dass Werder nicht durch einen unberechtigten Elfer Meister wird. Andererseits – als das schiefging dachte ich: Nun wirst Du NIE wissen, wie sich ein Meistertitel anfühlt. Wunderbarerweise durfte ich das dann aber doch dreimal erleben.

„Das Leckerste, das du je im Stadion gegessen hast?“

… war eine Stadionwurst in Bochum, vor sehr langer Zeit. Die war kurz und dick und perfekt. Ich weiß nicht, ob es diese Würste in Bochum noch gibt.

„Beste Stadion der Welt?“

Das hängt ja neben architektonischen Dingen immer mit der Stimmung zusammen, und da bin ich einfach sentimental geprägt vom alten Wembley-Stadion (wo ich das EM-Auftaktspiel 1996 und ein Cup Final zwischen Arsenal und Sheffield gesehen habe), Highbury (dem Ex-Stadion des FC Arsenal) und natürlich Dortmund, immer wieder. Toll fand ich auch die alten, steilen Tribünen des Bökelbergs. Aber letztlich ist das beste Stadion immer noch mein Weser-Stadion. Es hat seinen Namen noch, liegt wunderschön direkt am Fluss, so dass man mit der Fähre hinfahren kann. Drumherum ist alles grün, es wurde nicht in ein Industriegebiet geschissen, und vor allem: MEINE Jungs spielen da.

„Skurillster Stadionbesuch?“

Ich war bei der legendären 0:4-Blamage meines Vereins veim SV Pasching 2003 dabei. Der Verein wurde in den Tagen vor dem Spiel in „FC Superfund“ umbenannt, alle Schilder und Trikots mussten schnell mit dem neuen Vereinsnamen überklebt werden. Das Stadion in Pasching war winzig und lag direkt neben einem Freibad, un d in dem Freibad waren an diesem heißen Tag mehr Leute als bei dem Fußballspiel. Und dann verlierst Du auch noch 0:4…

„Bist du noch aufgeregt vor deiner Sendung?“

Ein bisschen Grundanspannung gehört dazu. Aber ich sende aus meiner Wohnung, mein Team besteht aus lauter Freunden – mehr Heimspiel geht nicht. Und letztlich wird von mir nichts Schwieriges erwartet sondern nur, dass ich vor der Kamera ich selbst bin. Und das kann ich gut. Deshalb ist die Aufregung eher gering.

„Dein Peinlichster TV-Moment?“

Als ich einmal von Thomas Schaaf für eine private Trainingseinheit gescheucht wurde und schon nach dem Warmmachen vor Anstrengung nicht mehr sprechen konnte.

„“Schonmal wegen eines Ergebnisses geweint?“

Schon oft. Aber auch schon länger nicht mehr.

„Lieblingsspieler aktuell?“

Nils Petersen. Großartiger Mensch: Intelligent, integer, charakterstark.

„Der schönste Schlachtgesang?“

„Bewegt eure Hüften und tanzt den Andree Wiedener – nach links, nach rechts!“

„Die schönste Europameisterschaft?

1992, weil es von größtmöglicher Fußball-Romantik zeugte, dass der Legende nach untrainierte Dänen als Nachrücker das gesamte Turnier vaufmischten und gewannen, gegen lauter Teams die bis an die Zähne vorbereitet in diese EM gingen. Ein Symbol für die Werte Teamgeist, Begeisterung, Spaß.

„Was wäre deine Henkersmahlzeit?“

Parmaschinken mit Melone.

„Aufregenste Championsleaguesaison?“

Als mein Verein einmal bis zur letzten Minute im Viertelfinale stand und dann durch einen Patzer von Tim Wiese doch noch in Turin bei Juventus ausschied.

„Wen würdest Du so gerne mal zu Gast haben?“

Eric Cantona.

„Beste Bundesligasaison?“

Ganz klar unser Double-Jahr 2003/2004. Der schönste Fußball, den ich je gesehen habe – Spieler wie Micoud und Ailton und eine so überlegene Meisterschaft aus dem Nichts, dass man es einfach nicht fassen konnte. Und der Erfolgsweg begann nur ein paar Tage nach Pasching!

„Wo landet Werder Bremen am Ende der Saison?“

Platz 12.

„Wenn du keine Leidenschaft für Fussball hättest, wärst du ……… geworden?“

Radiomoderator mit hoffentlich einer eigenen Musiksendung, die dann aber wahrscheinlich nicht „Zeiglers wunderbare Welt des Pop“ heißen würde wie die, die ich tatsächlich schon mache (Dienstags 20 Uhr bis 23 Uhr auf Radio Bremen Vier).

„Drei Bücher, die du immer empfehlen würdest?“

„Lost in Music“ von Giles Smith. „Betty Blue“ von Philippe Djian. Und weil es ohnehin jeder erwartet: „Fever Pitch“ von Nick Hornby.

„Wie sähe deine beste Elf aller Zeiten aus?“

Tor:            Gordon Banks

Abwehr:      Rune Bratseth, Franco Baresi, Franz Beckenbauer, Bobby Moore

Mittelfeld:    Johan Micoud, George Best, Zinedine Zidane

Sturm:        Eric Cantona, Matt Le Tissier, Wynton Rufer

Trainer:       Thomas Schaaf

Vielen Dank für dieses Interview.

 



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