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Auf vielfachen Wunsch noch einmal: Das Interview mit Friedrich Ani

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An einem lauen Mittwochssommerabend traf ich den Schriftsteller Friedrich Ani, in dem von ihm gewählten Münchner Stadtcafé. Seit seinem grandiosen Buch „Verzeihen“, das ich vor nicht allzu langer Zeit zum zweiten Mal las, hatte ich den Entschluss gefasst, um ein Treffen zu bitten. Und ich hatte Glück, denn der er sagt von sich selbst, dass er gerne schweigt, doch muss ich mir wohl soviel Mühe gegeben haben, dass sich ein bis in die Nacht andauerndes Gespräch entwickelte, in dem ich mich die ganze Zeit über dicht auf den Fersen des wohl besten deutschen Kriminalromanautors befand, aber vorab:

Was wusste ich vor unserem Treffen?

  • dass Herr Ani den Kriminalroman als bestes Gewand für seine Geschichten ansieht.
  • dass Herr Ani seine Figuren nicht findet, sondern sie ihn, manchmal sogar gleichzeitig 12 auf einmal.
  • dass Herr Ani laut Pressestimmen ebenfalls das Fach der Lyrik und Jugendromane beherrscht.
  • dass Herr Ani in Kochel am See geboren ist, heute das Großstadtleben bevorzugt und in München lebt.
  • dass Herr Ani in 11 Jahren mehr als zwanzig Bücher herausgebracht hat.
  • dass Herr Ani mit seinem bekanntesten Protagonisten Tabor Süden, Hauptkommissar im Vermissten-Dezernat der Münchner Kripo, durch dreizehn überaus erfolgreiche Bücher, sowie zwei Verfilmungen (gespielt von Ulrich Noethen) gewandert ist und ihn entgegen seiner damaligen Ankündigung nach vier Jahren Abstinenz mit einem neuen Fall zurückkehren lassen will.
  • dass Herr Ani die Bücher von Juan Carlos Onetti überaus schätzt. – dass Herr Ani auch Drehbücher geschrieben hat.
  • dass Herr Ani neben zahlreichen anderen auch den deutschen Krimipreis und den staatlichen Förderungspreis für Literatur des Bayerischen Kultusministeriums erhalten hat.
  • dass Herr Ani schweren Rotwein liebt.

In unserem Gespräch erfuhr ich:

Friedrich Ani ist der seine Eltern an körperlicher Größe überragende Sohn einer Schlesierin und eines Arabers, die ihn lieber als Arzt sehen würden, als „bei dieser Sache, die er macht und die nicht einmal komisch ist“.
Jedes Jahr bereitet es ihm um die Weihnachtszeit großes Vergnügen die Trilogie des Paten in den DVD-Spieler zu legen und er ist großer Anhänger der amerikanischen Sitcom „Two and a Half Men“. Seine journalistische Tätigkeit hat er aufgrund seiner Leidenschaft, eigene Wirklichkeiten zu kreieren ad acta gelegt und auch seine Internet-Aktivitäten beschränken sich auf ein Mindestmaß. Trotzdem versucht er immer wieder, die überzogene Auflistung seiner Lyrikbände auf Wikipedia richtig zu stellen, was aber bis jetzt leider nicht von Erfolg gekrönt wurde. Nach wie vor bevorzugt er Printmedien, die sich wöchentlich in Hülle und Fülle in seiner Wohnung ansammeln. Kritiken steht er relativ gelassen gegenüber, zumal er sowieso nichts beeinflussen könne. Über eine gute Rezension freut er sich ungeachtet dessen zehn, über eine schlechte ärgert er sich fünfzehn Minuten. Bis zum letzten Jahr war er Ersatztorwart der Literaturnationalmannschaft, aus der er, nach einer gewaltigen Zerrung, seinen Rücktritt erklärte. Er ist bescheiden, mag Musik von Bob Dylan und vergleicht das Tippen seiner Zeilen gerne mit dem Zupfen an den Saiten einer Akustikgitarre. Auftragsbücher sind für ihn tabu, da er ohnehin schon zu viele Ideen im Kopf habe. Vor Lesungen ist er, obwohl er dachte das würde sich über die Jahre legen, nach wie vor von Lampenfieber geplagt. Sein liebstes Fortbewegungsmittel ist das Schiff, nicht nur wegen seiner Flugangst. All seine Figuren entstammen alleinig der Phantasie von Friedrich Ani und Freunde wie Bekannte müssen nie befürchten, jemals in einem seiner Romane zu erscheinen. Er schreibt bei geschlossener Tür, ist aber der erste Entwurf fertig gestellt, öffnen sich Fenster und Türen wieder und es geht an die Korrekturen. „Es gibt keine nötige Stimmungslage für eins meiner Bücher, man muss sich nur selbst aushalten können“, sagt Herr Ani und lacht ansteckend. Seine eigenen Ergüsse zu lesen ist für ihn dennoch verwirrend. Für den Schweden Per Olov Enquist hegt er große Bewunderung. Trotz seines Faibles für Rotwein trinkt er auch mal ein Jahr ausschließlich Weißwein, warum weiß er selbst nicht so genau.

Gestern erreichte mich dann noch folgende E-Mail:

Lieber Roman, bevor ich mich an die Nordsee aufmache, wo ich jedes Jahr das weite Schauen übe, winke ich dir nach unserem gestrigen Treffen noch einmal aus Giesing. Die Zigaretten, die ich von dir schnorren durfte, haben mir gut getan, ich inhaliere noch etwas nach. Jetzt pack ich mehrere Simenons ein und hau ab, bevor mir der Münchner Himmel auf den Kopf fällt.

Herzlich: Fritz

 

Aktuelles Buch: Die Tat

Eine einfache gelbe Kordel aus Strohseide, bis auf die Farbe identisch mit den Kordeln aus den anderen Mordfällen: Ist die 38-jährige Sonja Piers das dritte Opfer eines Serienmörders, der in der Stadt seit Monaten sein Unwesen treibt? Jedoch gibt es in der Familie des Opfers ebenfalls Verdächtige, findet Hauptkommissar Max Vogel: Sowohl der 17-jährige Sohn Benjamin als auch dessen Vater Hannes Piers verstricken sich in Widersprüche. Als ein Zeuge aussagt, Sonja Piers unmittelbar vor ihrem Tod mit einem Mann gesehen zu haben, schaltet sich der blinde Jonas Vogel ein. Die Ermittlung nimmt eine vollkommen überraschende Wendung …



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